Replik zu 91 Jahre Februar ‘34

Von , 18. Februar 2025 11:18

Damals wie heute: Gemeinsam gegen Sozialabbau und Militarisierung!

In regelmäßigen Abständen erweist sich der Kapitalismus als mit demokratischen Mitteln unregierbar. Wie schon einmal in der Geschichte greifen seine Vertreter auf eine rechtsextreme Partei zurück, um Kapitalinteressen gegen jene der arbeitenden Menschen durchzusetzen. Dabei sollten wir es besser wissen! Im Februar 1934 gab die Regierung Dollfuß Anweisung, auf streikende Arbeiter_innen zu schießen, die sich für ihre erkämpften Rechte einsetzten. In der heutigen Donaustadt war der Goethehof einer der Kampfschauplätze. Jedes Jahr rund um den 12. Februar gedenken wir jener, die damals gegen das von der Regierung vorgesehene Verarmungsprogramm gekämpft und ihr Leben gelassen oder in die Emigration geflohen sind.

Woran die Regierungsverhandlungen gescheitert sind

Die exorbitanten Ausgaben der letzten Jahre (Corona-Hilfen, Russlandsanktionen, Teuerungs- und Inflationsausgleich) haben ein riesiges Budgetloch hinterlassen, für das nun die Allgemeinheit aufkommen soll.

In den Regierungsverhandlungen taten sich die neoliberalen NEOS mit der Forderung nach Anhebung des Pensionsantrittsalters auf 67 hervor, obwohl jetzt schon viele Menschen aufgrund ihres anstrengenden Berufs und der damit verbundenen Gebrechen vorzeitig in den Ruhestand gehen. Das bedeutet für die Betroffenen, Abschläge in Kauf zu nehmen und nicht selten im Alter arm dazustehen. Denn jede Erhöhung des Pensionsalters ist eine Pensionskürzung. Außerdem dachten die NEOS laut über eine Anhebung der Umsatzsteuer auf 22% nach. Zusätzlich sollten Einsparmaßnahmen im Gesundheitsbereich gefunden werden, obwohl es jetzt schon eine Zwei-Klassen-Medizin gibt.

Andererseits lehnten NEOS und ÖVP Vermögens- und Bankensteuern ab. Die Politik der ÖVP hat wesentlich dazu beigetragen, dass in Österreich Millionäre immer reicher werden. Während eine durchschnittlich verdienende Familie 46% ihres Einkommens versteuert, bezahlen Multi-Millionäre und -Milliardäre in Österreich nur 26%. Dabei würde eine Vermögenssteuer in Höhe von 1 bis 2% reichen, um Armut und Klimawandel effektiv zu bekämpfen. In den kommenden 30 Jahren werden in Österreich über €600 Mrd. steuerfrei vererbt. Die Hälfte dieser Erbschaften geht in die Taschen des schon jetzt reichsten Zehntels. Rund 80 von 100 Steuereuros kommen aus Arbeit und Konsum, nur €4 aus Steuern auf Vermögen. Der Großteil unseres Sozialstaates wird also von den arbeitenden Menschen getragen. 

Deshalb war es richtig, dass die SPÖ sich nicht auf eine Regierungskoalition eingelassen hat, die nur Nachteile für die arbeitenden Menschen gebracht hätte.

Ankauf von Kriegsgerät mit unserem Geld

Während so wie in der Zwischenkriegszeit soziale Errungenschaften angegriffen und abgebaut werden, plant die Regierung, Steuergeld in seit Ende des Zweiten Weltkriegs nicht erreichter Höhe an in- und ausländische Rüstungskonzerne zu zahlen. Bis 2032 sollen es €16 Mrd. sein. Zusätzlich dazu sollen €7,5 Mrd. für Österreichs Beitritt zum NATO-Raketenabwehrsystem „Sky Shield“, das zudem dem Neutralitätsgesetz widerspricht, ausgegeben werden. Sky-Shield nährt die Illusion, dass die Antwort auf einen atomaren Erstschlag des Westens gegen Russland erfolgreich abgewehrt werden könne. Jede Annäherung an die NATO ist auch deshalb so brandgefährlich, weil sie Österreich im Ernstfall in einen Krieg hineinziehen würde. Jedes Budgetdefizit kann nur mit einem Bruchteil dieses Geldes verringert werden!

Wir wollen eine Wirtschaft, die nicht für das Töten und Morden produziert, sondern für Frieden und das Leben!

91 Jahre Februar 34 in der Donaustadt

Von , 17. Januar 2025 12:54

Überparteiliches Gedenken organisiert von Rassismusfreies Transdanubien

Treffpunkt: Sonntag, 9.2.2025, 15:00 U1-Station Kagran, bei Gedenktafel der fünf gefallenen Schutzbündler (gegenüber Ströck)

Ablauf:
15:00 Auftakt U1-Station Kagran: Gedenktafel und am Bahnsteig (mit Reden und Chor 29. Novembar)
15:20 Fahrt 2 Stationen mit der U-Bahn nach Kaisermühlen (Chor 29. Novembar singt während der Fahrt mit den Teilnehmer_innen, Flugblätter werden verteilt)
15:45 Kundgebung beim Haupteingang des Goethehofs (Reden, Chor 29. Novembar und Nordbahnbund-Chor singen abschließend gemeinsam mit den Teilnehmer_innen „Die Arbeiter von Wien“)
16:15 Werkl: Ausklang mit Lesungen (Organisation: Traude Rabl) und Musikprogramm (Nordbahnbund-Chor)

Reden von: GLB, Bündnis 12. Februar, Grüne, KPÖ, KZ-Verband, RKP/Funke

Kommende Veranstaltungen

Von , 6. November 2024 20:14

Dienstag, 10. Dezember 2024, 19:00

Werkl im Goethehof, Schüttaustraße 1-39/6/R 02, 1220 Wien

Vorbesprechung zur Februar ’34-Gedenkveranstaltung am Goethehof

Wie jedes Jahr wollen wir auch 2025 eine Februar-Gedenkveranstaltung am Goethehof abhalten und hoffen, dass sich möglichst viele von euch beteiligen können. Wie jedes Jahr handelt es sich ja um eine überparteiliche Veranstaltung.

Samstag, 14.Dezember 2024, 18:00

U1-Station Kaisermühlen / Platz der Vereinten Nationen

Vorweihnachtliches Punsch- und Glühweintrinken beim Punschstand des Vereins Pflegehospiz Kaisermühlen

Wir trinken auf den Jahresabschluss und stärken uns – falls nötig – für den Widerstand gegen die neue Regierung.

Unser vorweihnachtliches Vergnügen dient einem guten Zweck!  

Dienstag, 14. Jänner 2025, 19:30 (Ankommen ab 19:00)

Werkl im Goethehof, Schüttaustraße 1-39/6/R 02, 1220 Wien

Film: Schlinger Heroes 2024. Eine Hommage an Georg Weissel und die unbekannten Widerstandskämpfer:innen

2024 jährten sich die Ereignisse des Februar ‘34 zum 90. Mal. Aus diesem Anlass und um „einen Bogen zwischen den historischen Ereignissen und der heutigen Erinnerung daran zu spannen“ inszenierte Ursula Napravnik das multimediale Stationendrama „Schlinger Heroes 2024. Hommage an Georg Weissel und die unbekannten Widerstandskämpfer:innen“ am Schauplatz des Geschehens, dem Floridsdorfer Schlingerhof.

Der aus dem Theaterstück entstandene Film gleichen Titels vereint zwei Szenen aus Friedrich Wolfs Stück „Floridsdorf“, Interviews mit heutigen Bewohner:innen des Schlingerhofs, historische und aktuelle Fotos, Kampfszenen und eine Tanzperformance mit Feuer zu Ehren Georg Weissels. Wissenschaftlich begleitet wurde die Erarbeitung des Stückes von Florian Wenninger (Leiter des Instituts für Historische Sozialforschung der ÖGB und der AK Wien und Lehrbeauftragter am Institut für Zeitgeschichte der Uni Wien). Video: August Bisinger, Viktoria Paar, Nils Oger

Nach der Filmschau gibt es Gelegenheit, mit der Regisseurin über ihr Theaterstück zu sprechen. Es ist geplant, den Film auch in weiteren Gemeindebauten zu zeigen, in denen im Februar ’34 gekämpft wurde.

Ursula Napravnik ist eine Donnerstagsdemonstrantin gegen die erste blau-schwarze Regierung 2000 ff. und hat die jedes Jahr zum Jahrestag des Regierungsantritts die Jahresdemos organisiert. Sie wurde durch die politisch-anarchistisch orientierte Hard Rock/Punk-Band Drahdiwaberl sozialisiert. Seit Jahren ist sie für ihr kulturelles Engagement in und für Floridsdorf bekannt. Sie organisiert und betreut u.a. die „Literatur in der Likörstube“ oder das „Májstorin*-Fest und die Vergabe der Májstorin*-Orden an FLINTA*-Personen. 2017 inszenierte sie „Menschen im Bad“ im Floridsdorfer Bad.

Japan, 79 Jahre nach Hiroshima und Nagasaki

Von , 5. September 2024 13:51

Mit Judith Brandner

Jedes Jahr gedenken Anfang August am Wiener Stephansplatz friedensbewegte Menschen der Opfer der ersten Atombombenabwürfe auf die japanischen Städte Hiroshima und Nagasaki und warnen vor den Gefahren eines Atomkrieges. Welche Rolle spielt das Gedenken an diese traumatisierenden Ereignisse in der japanischen Gesellschaft heute? Dazu haben wir die Japanexpertin Judith Brandner eingeladen, die uns einen Zugang zu diesem Land und seinen Bewohner_innen eröffnen wird. Unter anderem werden wir erfahren, weshalb Japan die höchste Lebenserwartung der Welt hat, warum japanische Frauen immer weniger Kinder bekommen und nach welchen Grundsätzen die japanische Gesellschaft funktioniert, die immer wieder auch von Naturkatastrophen erschüttert wird. Nicht zuletzt erhalten wir Einblicke in Politik und ökonomische Entwicklung des aus über 14.000 Inseln bestehenden Staates. 

Judith Brandner ist ORF-Redakteurin, u.a. bei Ö1, und hat mehrere Bücher zu Japan veröffentlicht, u.a. „Japan – Inselreich in Bewegung“, „Zuhause in Fukushima – Das Leben danach: Porträts“, „Japan – außer Kontrolle und in Bewegung“. Zahlreiche Artikel, u.a. in Der Standard, WOZ, Die Presse, Welt der Frau. In ihren einfühlsamen Reportagen setzt sie sich, „wie wohl kaum jemand in Österreich – profund, differenziert und kritisch mit Japan auseinander.“ (Vladimir Vertlib)

Wir freuen uns auf eure Teilnahme, es wird sicher ein sehr interessanter Abend!

Dienstag, 19.11.2024, 19:30 (Ankommen ab 19:00)

Yella Yella! Nachbar_innentreff, Maria-Tusch-Straße 2/1/EG, 1220 Wien

Reminiszenz-Goethehof

Von , 4. September 2024 11:12

 Am 28.8. fand der von Rassismusfreies Transdanubien organisierte Rundgang „Der Goethehof – Leben zwischen Politik, Kultur und Alltag“ mit Ernst Strouhal statt, der selbst im Goethehof aufgewachsen ist. 21 Personen waren gekommen, um den Ausführungen zu lauschen, die nicht nur Bekanntes, sondern auch viel Neues boten. Ein herzliches Dankeschön an dieser Stelle an Ernst Strouhal, der sein Wissen mit uns geteilt und die Führung kostenlos gemacht hat.

Der Goethehof, an den heute das Vienna International Centre (die UNO-City für Einheimische) angrenzt und in dessen Umgebung Hochhäuser in den Himmel ragen, war früher ein eigener Mikrokosmos, in dem jeder jeden kannte und eine kleinmaschige Nachbarschaft existierte.

Umgeben war er vom Bretteldorf, einer Art Slum nach heutigen Begriffen und vom Inundationsgebiet, das bei Hochwasser überschwemmt war. Es gab wenige Industriebetriebe, die Reichsbrücke verband die Bewohner_innen auch des Goethehofs mit dem rechts der Donau gelegenen Teil Wiens. 

Im historischen Teil der Führung war über den Goethehof zur Zeit seiner Eröffnung 1932 und die Organisation des Lebens in dem von Hugo Mayer u.a. als „Superblock“ konzipierten Bau zu erfahren. Die Tore an allen Seiten wurden zu einer bestimmten Uhrzeit versperrt, die Bewohner_innen sollten sich nachts nicht auf der Straße herumtreiben. Für Leute, die nach 22 Uhr nach Hause kamen, gab es einen Klingelknopf beim Tor auf der Seite der Schödlbergergasse, wo Zuspätkommende den Hausbesorger herausläuten und ihm eine Sperrgebühr entrichten mussten. Die Wohnungsvergabe erfolgte nach einem strengen Punktesystem, Mitglied in der SDAP zu ein, war dabei kein Nachteil.

Die Fenster besaßen seitlich Halterungen, an denen am 1. Mai die Fahlen der SDAP mit den drei Pfeilen wehten. Der ganze Goethehof war an diesem Tag ein Fahnenmeer, schildern Zeitzeug_innen.  Im Zuge von Renovierungsarbeiten in den 1970er Jahren wurden die Halterungen entfernt, sodass

heute kaum mehr jemand demonstriert, dass er_sie ein_e stolze_r Sozialdemokrat_in ist.

Gleichzeitig sollte das Gebäude von außen nicht einnehmbar sein und Schutz gegen Angriffe durch paramilitärische Heimwehrtrupps bieten. Nach innen hin bot der Goethehof seinen Bewohner_innen menschenwürdige Wohnungen, 785 an der Zahl, Gemeinschaftseinrichtungen wie Tröpferl- und Brausebad, Kindergarten, Konsum, Tuberkulosestelle, Bibliothek etc.

Interessant war auch zu erfahren, dass sich die Bewohner_innen gegen das Konzept der Gemeinschaftsküchen und zugunsten von Küchen in den einzelnen Wohnungen entschieden.

Gleich links vom Haupteingang ist die Stiege, an der im Februar ’34 Annie Haider saß und mit dem Maschinengewehr den Rückzug der Kämpfer des Schutzbundes deckte, während Godwin von Brumovski mit einem Bundesheerflugzeug über dem Goethehof kreiste und versuchte sie zu orten.

Vor dem Kindergarten hörten wir die Geschichte von Friedl Dicker-Brandeis und wie die Nazis nach der Machtergreifung die von ihr und ihrem Kollegen Franz Singer gestaltete Innenausstattung des Kindergartens zertrümmert haben.

Wo sich heute die Bücherei und ehemals die Bibliothek befand, war das Lokal, in dem die Nazis sich trafen.

Auch erfuhren wir von Marie Toppeiner, die sowjetische Kriegsgefangene unter Einsatz ihres Lebens mit Brot versorgte.

Im Gegensatz zu den kleineren Nebenhöfen wirkt der große Innenhof sehr kahl und war es wohl schon längere Zeit: Früher parkten dort Autos, heute sind sie in eine Tiefgarage unter dem Areal des Innenhofes verbannt. So ist eine Fläche entstanden, auf der keine Bäume wurzeln können.  

Auf der Wiese hinter dem Goethehof blickten wir über das Kaiserwasser auf die andere Seite der Alten Donau mit ihren Luxuswohnungen und fragten uns, wie wohl die Bewohner_innen des Goethehofs angesichts dessen ihre heutigen Wohnverhältnisse reflektieren.

Einen stimmungsvollen Ausklang fand unser Rundgang im Werkl, dem wir an dieser Stelle für die Gastfreundschaft danken wollen.

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